Bruchgraben war einst sehr fischreich



Bruchgebiet mit Viehweiden ein Paradies für Wild und Wassergeflügel


Seit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke 1846 setzte in Algermissen und in Harsum eine rasante Wirtschaftsentwicklung ein. Insgesamt fünf Bahnhöfe legte die Reichsbahn allein in Algermissen an. Der „Güterbahnhof“ registriere Konjunktur, vornehmlich mit Verladen von Kali und Steinen, weiter noch Getreide, Großtiere an Rindern, Bullen und Ochsen, auch Stroh.


Eigene Gleisanschlüsse bekamen auch die Zuckerfabriken, ebenso für die Kalischächte im Umfeld. Die Reichsbahn baute in Algermissen sogar einen „Gänsebahnhof“ für die Tiertransporte aus Polen und Russland. Über den alten Magerviehhof Rummelsburg, später seit 1902 über den neuen Friedrichsfelde bei Berlin, kamen die Jungtiere in Sonderzügen hierher. In großen Pulks sind dann die Junggänse über die Dorfstraßen in die Stallungen der Gänsemäster getrieben worden.


In Harsum belieferten später einige der Käsereien in der Hochphase mit der Eisenbahn die Absatz-Metropolen Berlin, Magdeburg, Leipzig und Ruhrgebiet. 


Der Grenzbach Bruchgraben zwischen beiden Dörfern war fischreich und die gesamte Niederung Bruchgebiet an Viehweiden sowie mit Wild und Wassergeflügel reich gesegnet. Auf der Algermissener Bruchgraben-Nordseite standen die verpachteten Angelplätze Jahr für Jahr hoch im Kurs.


Beim Ausschachten der Fundamente für die Bahnbrücke sei nach Überlieferungen ein Fuchsbau ausgegraben worden, der dann zur Benennung „Fuchsbrücke“ führte. Die Fuchsabbildung in Stein geformt ist vom Steg her oben rechts an der Brücke sichtbar. 


Über Generationen hatten sich Groß- und Klein Algermissen sowie Harsum nach alten Verordnungen aus den beiden letzten Jahrhunderten immer wieder einigen müssen, die Unterhaltkosten dieses Steges zu tragen. Ein bestes Beispiel dafür lieferte der große nationale Volkswandertag 1994 mit Start und Ziel im Spotzentrum in Algermissen. Die Bauhöfe beider Gemeinden machten entsprechend der seit Generationen geltenden Regularien die abgerutschten Zuwege am Bruchgrabensteg auf ihren Seiten für die 5000 Wanderer, darunter Persönlichkeiten aus Sport und Politik mit dem Moskauer Olympiasieger Hartwig Gauder, dem damaligen DSB-Präsidenten Hans Hansen und dem Bundesumweltminister Professor Dr. Klaus Töpfer als Schirmherrn wieder gut passierbar. Das klappte bestens. 


Allerdings liefen die Vorbereitungen für den kolossalen Eisenbahnbau Anfang der 1840er Jahre nicht so perfekt. Dazu Interessantes über den Bahnbau in Algermissen: 84 Grundbesitzer werden letztmalig unter Verwarnung am 12. April 1845 aufgefordert, ihre Entschädigungs-Summen für die abgetretenen Flächen in der königlichen Amtsstube entgegenzunehmen. Unter den enteigneten Grundstücksbesitzern war auch die Pfarrei, die Schule und sogar die Gemeinde von Groß Algermissen zu finden.


Als ein Jahr später, am 30. April 1846 um 18.19 Uhr, die erste Lok von Lehrte in Richtung Hildesheim das Dorf Algermissen durchfuhr und am Bahnhof hielt, waren die Einwohner noch sehr misstrauisch. Aus 200 Meter Entfernung bewunderten sie das „durchbrausende Dampfross“. 


Der erste offizielle Zug hält hier in Algermissen am 2. Juli 1846, danach die Weiterfahrt nach dreimaligem Klingeln: „Einsteigen, Türen schließen, Abfahrt!“ Spitzengeschwindigkeiten werden bei Tage mit rund 45 Stundenkilometern angegeben, weniger sollen es in der Dunkelheit bei 35 Stundenkilometern gewesen sein. Der Führerstand auf der Lok war noch offen, die Personenwagen hatten die Form einer Postkutsche, meist zu drei oder vier Wagen aneinandergekoppelt.


Text und Bilder: Gerhard Schütte  

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